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(1/3) Das Schicksal ist unausweichlich! Wyrd bið ful aræd!
(1/3) Das Schicksal ist unausweichlich! Wyrd bið ful aræd!

(1/3) Das Schicksal ist unausweichlich! Wyrd bið ful aræd!

Trilogie der Uhtred-Saga

Wie dem Titel zu entnehmen ist, handelt es sich heute um den ersten Teil einer Trilogie, die auf der Bücherreihe der Uhtred-Saga von Bernard Cornwell beruht. Die Saga startete mit dem ersten Buch im Jahre 2004 und endete 2021 mit dem dreizehnten Teil. Sie war dabei so erfolgreich, dass Netflix eine gleichnamige Serie adaptierte, die sich „The Last Kingdom“ nennt.

Warum werden genau drei Teile folgen? Aus der Uhtred-Saga habe ich drei Themen herauskristallisiert. Jedem Thema (Führung, Wille und Mut) wird ein eigener Beitrag gewidmet. Die Trilogie “Das Schicksal ist unausweichlich” startet mit dem Thema Führung. Sowohl Kriegsherr Uhtred als auch König Alfred liefern lehrreiche Denkanstöße, Tipps und Grundlagen der Führung. Obwohl vieles auf die mittelalterlichen Kriegszeiten zurückzuführen ist, sind die Ideen heute mindestens genauso relevant wie damals.

Ein Anführer namens Uhtred

Uhtred von Bebbanburg. Ein Kriegsherr angetan in seiner vollen Kriegerpracht, wenn er seine Truppen auf das Schlachtfeld führt: ein schimmerndes Kettenhemd, ein Helm mit zähnefletschendem Silberwolf als Scheitelzier, blitzende Armringe, glänzende Stiefel, ein goldenes Hammeramulett vor der Brust, ein silberbesetzter Schwertgürtel, an dem sein Schwert namens Schlangenhauch hängt und alles halb verdeckt von einem weiten Bärenfell-Umhang.

Uhtred ist rechtmäßiger Erbe von Bebbanburg, einer hoch im Norden des Landes gelegenen Festung. Nach dem Tod seines Vaters übernahm sein Onkel die unrechtmäßige Herrschaft und übergab sie wiederum an seinen Sohn, Uhtreds Cousin. Zeit seines Lebens verfolgte Uhtred nur ein Ziel: die Wiedererlangung seiner Festung Bebbanburg. Doch dafür brauchte er Männer, Gold und Zeit. Viel Zeit.

Als geborener Northumbrier, dem nördlichsten Königreich des damaligen Englands, sollte Uhtred den Christengott verehren. Seine Kindheit aber verbrachte er bei Ragnar, einem dänischen Befehlshaber, der Beutezüge durch das Land führte und ihn mit zehn Jahren gefangen nahm. Als christlicher Junge wurde er von den Dänen aufgezogen und fand den Glauben an die alten Götter. Wie es das Schicksal für ihn bestimmte, konnte er nicht länger bei den Dänen bleiben. Er kannte zwar die Gepflogenheit der Dänen und wurde auch gerne selbst als solcher angesehen, doch von den wahren Nordmännern sahen ihn nicht alle als wirklichen Dänen an. So trat er den Weg als Krieger unter König Alfreds Diensten an, um gegen Norweger und Dänen zu kämpfen.

Durch seinen heidnischen Glauben kommt es, dass Uhtred trotz seiner exzellenten Fähigkeiten im Krieg nicht nur für Wohlbefinden innerhalb der christlichen Reihen sorgte. Die christliche Kirche besaß enormen Einfluss auf die Königshäuser und da Priester, Bischöfe und kirchliche Anhänger ihn als Heiden ansahen, waren sie nicht gut auf seine Taten zu sprechen. Insgeheim wusste jedoch jeder Bürger Englands und am meisten König Alfred, dass sie seine Dienste benötigten. Daher führte er als heidnischer Kriegsherr viele tausend Christen in den Krieg und gewann entscheidende Schlachten, die ihm beeindruckendes Ansehen entgegenbrachten. Dennoch bekam er nur selten die Anerkennung, die ihm gebührte. Weil er ein Heide unter Christen war.

Das änderte allerdings nichts daran, dass er während seiner langen Lebenszeit viele Erfahrungen als Kriegsherr in der Führung von Menschen sammelte. Das Schicksal ebnete einen Weg, der schlangenförmiger nicht hätte sein können.

Ein Anführer geht voran

Ein Anführer führt. Du kannst einem anderen Mann nicht abverlangen, wozu du selbst nicht bereit bist.

In all seinen Jahren kämpfte Uhtred nirgendwo anders als in der vordersten Reihe des Schildwalls. Ein Mann, der andere an die Schwelle des Todes führt, muss vorangehen, nicht folgen. In seiner letzten Schlacht, schon längst alt und grau und älter als die meisten anderen Männer, forderten seine eigenen Männer ihn auf, sich zurückzuhalten und das Kämpfen der jüngeren Generation zu überlassen. Doch Uhtred hasste es, hinter dem Schildwall zu stehen. Er vertritt die Meinung, ein Mann müsse von der Spitze aus führen.

Wenn Schildwall auf Schildwall trifft und die Schildarme vom Aufprall erzittern, die Männer in die angsterfüllten Augen des Gegners schauen und Klingen, Speere und Äxte auf die eigenen Reihen niederfahren, eigene Kameraden zu Boden gehen und helle Schreie von Verletzten in der Luft liegen, dann muss ein Anführer die gleichen Gefahren teilen, wie jeder andere seiner Männer auch. Und so kommt es, dass er sich in seiner letzten Schlacht wieder einmal nach vorne in die vorderste Reihe vorkämpfte. Er ging als Vorbild voran, ihn einte das gleiche Schicksal. Er hatte darauf bestanden, dass er keine Ausnahme für sich selbst machen konnte.

Ein Anführer opfert sich

Ihr könnt nicht erwarten, dass Männer für euch sterben wollen, solange sie nicht sehen, dass auch Ihr bereit seid, für sie zu sterben.

Mit nur einer geringen Anzahl seiner Männer, befreiten Sklaven, Frauen und Kindern im Gepäck fand sich Uhtred in einer verzweifelten Lage wieder. Seine Gegner stellten einen Hinterhalt und lauerten ihnen auf einer Straße auf. In dieser zahlenmäßigen Unterlegenheit bestand keine Chance auf Überleben, selbst wenn Uhtred mit seinen Männern bis zum Lebensende kämpfte. Ganz zu schweigen von den Sklaven, Frauen und Kindern, die beschützt werden mussten. In diesem Augenblick sah Uhtred nur eine Chance, wie er das Leben seiner Leute retten konnte.

So befehligte er seinen Männern zu verschwinden und Sicherheit zu suchen. Seinem besten Freund und zweiten Befehlshaber, Finan, gab er all sein Gold, schob ihm Benedetta, eine befreite Sklavin zu und schrie ihn an: „Geh! Sorg dafür, dass sie am Leben bleibt, sorg für ihre Sicherheit! Sorg dafür, dass meine Männer am Leben bleiben! Und jetzt geh! Sie wollen mich, nicht euch, und jetzt geh! Geh!“ Das letzte Wort war mehr ein Krächzen als ein Schrei, es kam ihm aus dem Hals wie eine gemarterte Seele. Er war sich gewiss, dass er sein eigenes Todesurteil unterschrieb.

Ein Mann muss wissen, dass sein Anführer sein eigenes Leben für jeden seiner Männer opfern würde. Genau dies tat Uhtred in diesem Moment. Er opferte sein Leben für das Wohlergehen anderer. Er behielt Ruhe, ging die unterschiedlichen Möglichkeiten im Kopfe durch und entschied sich. Er blieb Herr über seine Emotionen und kontrollierte sie. Das Schicksal ist unausweichlich.

Ein Anführer trägt die Dornenkrone

Es ist nicht schwer, Herr, Jarl oder König zu sein, aber es ist schwer, ein Anführer zu sein.

Menschen werden in die Rolle eines Prinzen geboren. Sie kommen reich oder arm zur Welt, als Bauer oder Adeliger, in einer Scheune oder im Schloss, als Sklave oder Sklavenhalter. Die Geburt bestimmt, wo ein Mensch aufwächst. Niemand kann das selbst bestimmen. Niemand kann leugnen, wer er war, als er geboren wurde. Daher ist es für den einen Schicksal, den Thron als König zu besetzen, wenn die Zeit reif ist. Vollkommen egal, ob es sich dabei um den Titel eines Herren, eines Königs oder eines Jarls handelt. Die Blutlinie bestimmt, was dieser Mensch mit seinem Leben anzufangen hat.

Daher ist es leicht, den Titel innezuhaben. Er ist König, sie ist Königin, er ist ein Herr, sie eine Herrin, ohne dafür großartige Leistungen vollbracht zu haben. Einzig und allein die Herkunft ist dafür verantwortlich. Umso schwerer ist es, diesem Titel gerecht zu werden. Schließlich kann ein Gebieter nicht immer das tun, wonach ihm beliebt. Er hat Verpflichtungen. Er ist für die Sicherheit des Volkes zuständig. Er muss schwerwiegende Entscheidungen treffen.

Unser Herr sagt uns, wir sollen die Hungrigen speisen, den Dürstenden zu trinken geben, die Unbehausten aufnehmen, die Nackten kleiden und die Kranken besuchen. Das beschreibt meine Pflicht, und es ist die Pflicht eines Königs.

König Alfred von Wessex

Alfred! Ein Mann, der von Krankheit gepeinigt war, körperlich schwach, und leidenschaftlich der Religion, dem Gesetz und der Gelehrsamkeit zugetan, war ein großartiger König von Wessex. Nicht seine Tapferkeit im Krieg oder seine blässliche Erscheinung hatten ihn groß und zum guten König gemacht, sondern seine Zuversicht. Er hatte die Führungsstärke eines Mannes besessen, der die Dinge klarer sah als die Übrigen, der überzeugt war, dass seine Entscheidungen das Beste für sein Land waren und sein Land hatte begonnen, ihm zu vertrauen. Sein hohes Verantwortungsbewusstsein verlieh ihm die Kraft, die Pflicht des Königs zu erfüllen und sein Schicksal hinzunehmen.

Alfred selbst sprach davon, dass ein König stets eine Dornenkrone auf seinem Kopf führt. Auch wenn er der mächtigste Mann in seinem Land war, so konnte er sich nicht nur den Dingen widmen, die er am liebsten getan hätte. Er musste für Gerechtigkeit sorgen, die Menschen in Zeiten des Mangels ernähren und für das Volk sorgen. Er war ein guter Mann gewesen und ein gütiger, doch seine Pflicht als König hatte ihn dazu gezwungen, auch ein grausamer Mann zu sein.

Er wusste nur zu gut, wie schwierig es ist, Gehorsam zu erlangen, ohne Feindseligkeit hervorzurufen. Was dem einen gefällt, missfällt dem anderen. Erfolgreiche Anführer zeichnen sich durch Stärke, Großzügigkeit, Härte und Erfolg aus. Die Königskrone verleiht Macht und doch ist sie mit Dornen versehen. Das Schicksal ist unausweichlich.

Ein Anführer übernimmt Verantwortung

Wenn du Männer und Frauen führst, ist dein Erfolg ihr Erfolg, doch der Misserfolg ist allein deiner.

Uhtred wusste ebenso wie König Alfred um die Bedeutung von Verantwortung. Schließlich muss ein Anführer Entscheidungen treffen und zu seinem Wort stehen. Wenn sich die Entscheidung im Nachhinein als falsch herausstellt, dann ist nichts Falsches daran, seine Entscheidung zu revidieren. Immerhin wurde die Entscheidung zu einem Zeitpunkt getroffen, zu dem sich diese als die beste aller Alternativen herausstellte. Aus dieser Erfahrung kann gelernt werden. Dasselbe gilt für Niederlagen. Sich selbst einzugestehen, dass man scheiterte, zeugt von Stärke.

Männer werden ohne Führung nicht folgen. Sie wollen belohnt und gelobt werden. Sie wollen gerecht behandelt werden. Sie wollen sehen, dass König, Jarl oder Herr die gleichen Gefahren teilt wie die anderen Männer. Uhtred wurde all diesen Anforderungen gerecht. Er belohnte seine Männer, indem er ihnen Geld, Gold und Silber gab und Verantwortung übertrug. Er teilte erbeutete Gegenstände gleichermaßen unter allen Männern auf. Er ging ebenso wie seine Männer zu Fuß und damit die gleichen Gefahren ein.

Uhtreds Vater predigte immer: „Sei auf Überraschungen gefasst. Sei gefasst auf den Speer, der unter den Schilden vorstößt, sei gefasst auf die Axtklinge, die sich in den Rand des Schildes einhakt, sei auf alles gefasst und du wirst dennoch Überraschungen erleben.“

Wie gut man sich auch für eine Sache vorbereitet, sei es für die entscheidende Schlacht um Leben und Tod oder die Entscheidung, wem man Glauben und Vertrauen schenkt. Sei es in der heutigen Zeit die Vorbereitung auf die Klausur oder das Bewerbungsgespräch, es wird immer anders kommen, als man denkt. Das Schicksal ist unausweichlich.

Ein Anführer führt

Ich sage ihnen, dass der Krieg schlecht ist, dass er zu Jammer und Leid führt, doch sie glauben mir nicht. Ich fordere sie auf, ins Dorf zu gehen und sich die verkrüppelten Männer anzuschauen, bei den Gräben stehen zu bleiben und die Witwen schluchzen zu hören. Stattdessen aber hören sie die Sänger an, den pochenden Rhythmus der Lieder.

Ein Anführer muss sich seiner Entscheidungen bewusst sein. In Uhtreds Falle führte er seine Männer in Schlachten. Er führte sie in den Tod. Er führte sie in die Hölle, wie es die christlichen Priester gerne betitelten. Auch wenn die Männer sich dessen bewusst waren, so folgten sie ihm bereitwillig. Mit Macht kommt Verantwortung. Wie Alfred es formulierte, trug er selbst eine Dornenkrone auf dem Kopf.

Das Schicksal ist unausweichlich. Wyrd bið ful aræd!

Uhtred von Bebbanburg