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Emotionen kontrollieren
Emotionen kontrollieren

Emotionen kontrollieren

Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.

Seneca

Viel zu oft schleppen wir alten, längst in Vergessenheit geratenen Ballast mit uns herum. Ein jeder von uns kann sich wahrscheinlich eine Situation vor Augen führen, in der er nicht Herr seiner Emotionen war. Das eine Mal behandelten wir jemanden schlecht, das andere Mal hat uns selbst jemand auf die Palme gebracht und wieder wann anders wären wir am liebsten im Erdboden versunken. Immer und immer wieder müssen wir uns daran zurückerinnern. Wie konnte ich nur? Wieso habe ich denn nicht?

Diese quälenden Gedanken wühlen uns innerlich auf. Sie beschäftigen uns, lassen uns nicht in Ruhe. Das ist schade, denn wir leben im Hier und Jetzt. Warum also sollten wir uns von vergangenen Momenten den Tag vermiesen lassen? Mit einem Blick in den Rückspiegel werden wir feststellen, dass es sich bei den meisten Fällen um bereits vergessene Situationen handelt. Wir können sie loslassen. Nur weil uns ein Moment noch in Gedanken ist, muss das für andere Menschen nicht auch gelten.

Davon abgesehen soll der Fokus in den folgenden Zeilen auf das Thema Wut gelegt werden. Sie verdirbt das Gemüt und bringt negative Verhaltensweisen hervor. Wütende Menschen denken irrational, verlieren die Kontrolle über ihren Körper und schalten den Verstand aus. Wut macht uns zu schlechteren Menschen. Wir sind nicht wir, wenn wir wütend sind! Wir müssen die Kontrolle über unsere Emotionen haben, indem wir unser Temperament bändigen!

Zuflucht finden

Hitzige Diskussionen in der Familie, anstrengende Meetings auf der Arbeit oder wutschnaubende Kunden am Telefon. Das sind Momente, in denen wir uns nach Urlaub und Ruhe sehnen. Dabei muss es gar nicht immer der Urlaub am Strand oder in den Bergen sein. Mithilfe unserer Vorstellungskraft können wir unserer Seele in jeden Moment eine Pause gönnen, Zuflucht, Ruhe und Frieden finden. Dank unserer Gedanken sind wir in der Lage, die schönsten Träume im Kopfe durchzuleben oder in Erinnerungen zu schwelgen. Wir schließen die Augen, genießen den Moment und kommen innerhalb weniger Minuten zurück. Der menschliche Verstand ist extrem machtvoll. Sehen wir uns einer schwierigen Aufgabe bevor, ängstigen wir uns vor dem schlimmstmöglichen Szenario. Warum also nutzen wir nicht die Macht in positivem Sinne?

Der Geist ist der Herr über sein Schicksal: Er kann sowohl Ursache seines Glücks als auch seines Unglücks sein.

Seneca

Unterstützende Wirkung können Affirmationen und Mantras haben. Sie helfen, die Gefühle wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn wir eine aufkommende Wut spüren, wenn wir kurz vor dem Platzen sind, wenn wir Dinge in uns hineinfressen – es gibt verschiedene Szenarien, in denen wir durch Affirmationen oder Mantras zur Ruhe finden. Das Wort Mantra leitet sich aus den indischen Begriffen manas (= mind / Verstand) und tra (= tool / Werkzeug) ab. In diesem Sinne kann es als ein Werkzeug für den Verstand angesehen werden. Durch die Ausführung eines Mantras lässt sich das Gehirn auf seinen Standard zurücksetzen, zusätzlich sorgt es für einen beruhigenden Effekt auf Körper und Geist. Das mag spirituell anmuten, doch probiere es einfach mal aus. Sag dir öfters: „Ich kann das! Ich schaffe das! Ich kann ruhig bleiben! Wut wird mich hier nicht weiterbringen!“

Pausen, um zu reflektieren

Einfach mal entspannen, zurücklehnen und beobachten. Ob auf einer Parkbank, in der vollen U-Bahn oder inmitten der Stadt. Wir schalten den Verstand aus und beobachten die Menschen um uns herum, lernen von ihnen – entweder als Vorbildfunktion oder als Warnung. Wir werden Menschen sehen, die ein Lachen auf den Lippen haben, den Müll aufheben oder anderen helfen. Auch werden wir Menschen sehen, die tränenverschmiert umherirren, Müll auf die Straße werfen oder andere ungerecht behandeln. Wir sehen das große Ganze, nehmen uns selbst nicht zu wichtig und stellen unser Ego in den Hintergrund. Wir verstehen, wie verschieden die Menschen sind.

Reiz und Reaktion

Wir müssen uns wegen dieser einen Sache nicht aufregen, schließlich kann sie unsere Entscheidungen nicht von sich aus beeinflussen. Erinnern wir uns an das Modell von Reiz und Reaktion. Zwischen diesen beiden Aktionen lässt sich eine Pause finden. Was auch immer uns beschäftigt (Reiz), wird zu einer Handlung führen (Reaktion). Da wir immer und überall die Kontrolle über unseren Verstand haben, nehmen wir einen tiefen Atemzug und denken nach. Wir müssen nicht blind irgendeine Handlung ausführen, die wir im Nachgang bereuen, sondern wägen ab und entscheiden mit gelassenem Verstand. Warum sollten wir uns denn über nichtige Dinge aufregen? Atmen wir tief ein, beruhigen den Körper und lassen die Wut verschwinden.

Du solltest den Umständen nicht die Macht geben, den Zorn zu wecken, wenn es ihnen völlig gleichgültig ist.

Marcus Aurelius

Die Stoiker sind sich zwar um die Kontrolle ihrer Gefühle und Emotionen bewusst, dennoch darf auch der Humor nicht auf der Strecke bleiben. Das Leben muss Spaß machen! Wir sind dafür verantwortlich, ob wir lachen oder weinen. Manchmal ist es vielleicht die beste Möglichkeit, den Frust abzulachen, anstatt ihn in sich hineinzufressen. Zudem sind unsere Probleme meistens sehr, sehr klein. Gehen wir in die Vogelperspektive über und vergleichen diese mit den weltlichen Problemen, dann würden manch andere Menschen nur darüber lachen und denken, wir scherzen. Du hast zu viel gegessen und bemitleidest dich selbst? Irgendwie ironisch, oder nicht? Wir dürfen uns nicht zu wichtig nehmen und sollten das Lachen der Wut vorziehen.

1914 brannte die Fabrik von Thomas Edison nieder. Anstatt sich darüber zu ärgern, blieb er ganz ruhig und rief seine Familie zu sich. Edison erzählte ihr, dass sie nie wieder ein so schönes Feuer sehen würden. All seine Forschungsergebnisse verbrannten, doch er und seine Familie waren in Sicherheit. Das war, was für ihn zählte. Zudem sah er dies als eine Möglichkeit für einen Neuanfang.

Sport, Kreativität & Dankbarkeit

Der menschliche Körper ist niemals nur Körper, Atem oder Verstand für sich. Diese drei Dinge bedingen einander und stehen in ständigem Austausch. Während Körper und Atem uns nur indirekt gehören, ist der Verstand ein ständiger Teil von uns. Unser Körper kann von Krankheiten gezeichnet oder hinter Mauern eingesperrt sein. Der Atem kann plötzlich stehenbleiben. Unser Verstand aber bleibt uns immer erhalten. Genau deshalb ist es so wichtig, diesem immer den Vorrang einzuräumen.

Nichtsdestotrotz gehört körperliche Ertüchtigung zum Leben dazu. Training stärkt Körper, Geist und Immunsystem, bringt den Verstand auf andere Gedanken, setzt Endorphine frei, steigert die Gehirnaktivität und lässt die Wut im Nu verfliegen. Dem körperlichen Training stehen kreative Tätigkeiten gegenüber. Während sich Sport überwiegend auf den Körper auswirkt, steigern beispielsweise Malen, Schreiben, Musizieren und Stricken die geistige Leistungsfähigkeit. Wir verspüren negative, aufsteigende Gefühle in uns und wandeln die davon ausgehende Energie in sinnvolle Tätigkeiten um. Eine gesunde Mischung aus Sport und Kreativität ist demnach nie verkehrt.

Dankbarkeit ist eine der wichtigsten menschlichen Eigenschaften, wenn nicht sogar die wichtigste. Ein „Dankeschön“ kann die Stimmung sowohl von uns als auch von unseren Mitmenschen verbessern. Wenn wir dankbar sind, dann können wir keine Wut oder Angst empfinden, denn die Dankbarkeit überstrahlt die negativen Emotionen wie das Licht die Dunkelheit. Das Schöne daran: Wir können für so vieles im Leben dankbar sein. Von unserem Zuhause über die Familie und Freunde bis hin zu unserer Gesundheit und dem Wetter. Selbst für kleine Dinge wie das Lächeln eines fremden Menschen. Es sind die positiven Dinge, auf die wir unseren Fokus richten müssen.

Theorie und Praxis

Du bist am Ende dieses Blogeintrags angelangt. Das Gelesene ist schon jetzt Vergangenheit. Aber unser zukünftiges Handeln bleibt bestehen. Wir müssen uns immer wieder an das Gelesene zurückerinnern. Wir müssen uns immer wieder fordern und nach den Prinzipien leben. Was nützt es denn, wenn wir die Prinzipien vergessen? Nichts! Selbst wenn wir alles Wissen dieser Welt haben, nicht aber danach handeln, hat es keinen Nutzen. Wir müssen die Theorie in der Praxis anwenden. Wie jeder Mensch haben auch wir Emotionen. Der Unterschied liegt nur darin, dass wir sie kontrollieren und uns nicht von ihnen beherrschen lassen. Wir sind immer Herr über unsere Sinne. Wie wirst du die Emotionen in Schach halten?