Reflektieren in der modernen Zeit

Lebenslanges Lernen und Wachsen

Neue Produkte, visionäre Dienstleistungen und kreative Technologien erobern den Markt in rasender Geschwindigkeit. Bestehende Unternehmen befinden sich in einem direkten Clinch mit innovativen und zukunftsträchtigen Geschäftsmodellen. Nicht zuletzt sprießen Unmengen an Geschäftsfeldern aus dem Boden, die eine neue Ära der Geschäftswelt einläuten. Was vor wenigen Jahren als undenkbar galt, wird in modernen Zeiten in der Realität umgesetzt. Die heutige Geschäftswelt erlebt in punkto Geschwindigkeit eine unvorstellbare und schier kaum einzudämmende Entwicklung. So schnell wie nie zuvor sehen sich Unternehmen gezwungen, ihre alten Denkweisen zu reflektieren und anzupassen.

Phil Knight, der Gründer von Nike, sprach schon im Jahre 1969 davon, dass ein Leben von Wachstum bestimmt sei. Ein aktives Leben besteht demnach aus lebenslangem Lernen und Fortschritt, während ein Stillstand zum Tode führt. Das klingt überdramatisiert, doch mit einem Blick in die Vergangenheit lassen sich viele passende Beispiele dafür finden. Ein internationaler Marktführer in der Herstellung von Mobiltelefonen, der den Trend um die Entwicklung vom reinen Handy mit Telefon- und SMS-Funktion hin zum Smartphone verpasste und scheiterte oder ein amerikanischer Präsident, der sich dem lebenslangen Lernen verschrieben hat und die Amtszeit durch die Weisheiten der Vorgänger zu einem Meilenstein der Geschichte werden ließ.

Biografie eines Gründers

Knights Biographie lässt sich in dem Buch „Shoe Dog“ nachlesen. Der Gründer von Nike schildert sein Leben und bezieht sich auf die wichtigsten Entscheidungen in seinem Leben. Unternehmensname und Swoosh des Weltmarktführers im Bereich der Sportartikelhersteller ist wohl jedem Menschen ein Begriff. Dennoch ist Nike nicht von heute auf morgen aus dem Boden geschossen. Es war ein harter Weg mit vielen Hürden. Gründen ist nicht Sitzsack, Kicker und Cola, sondern harte Arbeit, Magenprobleme und Stress.

Während Menschen vorwiegend von gar nicht allzu modernen Symptomen wie Stress, Burn-out und Depressionen geplagt werden, kämpfen Unternehmen mit der Einführung digitaler Strukturen, neuen Trends und bestehender wie auch neu aufkommender Konkurrenz. Im gleichen Zusammenhang betitelt Knight das Geschäftsleben als Krieg ohne Kugeln. Ein Unternehmen geht zwar weniger durch eine Schusswunde zu Boden als vielmehr durch mangelnde Flexibilität, schlechte Unternehmensführung oder eine fehlende IT-Strategie. Dennoch befindet sich ein Unternehmen im ständigen Schlagabtausch mit seiner Konkurrenz und der digitalen Wende, weshalb regelmäßiges Reflektieren zu einem täglichen Begleiter wird. Nur weil der Unternehmensprozess schon seit Jahren so abläuft, heißt das nicht, dass er noch zeitgemäß ist.

Unternehmen und Menschen

Dies ist nicht nur aus unternehmerischer Sicht interessant zu beobachten, sondern auch für jeden einzelnen Menschen relevant. Genauso wie ein Unternehmen auch, besteht das menschliche Leben aus lebenslangem Lernen und Wachsen, Reflektieren und Anpassen. Während Unternehmen ihre Vision beschreiben, ihre Mission daran ausrichten und ihre Kennzahlen analysieren, können Menschen es ihnen gleichtun. In diesem Falle werden es vielleicht nicht Kennzahlen sein, an denen sich die Menschen ausrichten und die sie kontrollieren, sondern eher ihre Handlungen und Werte. Auf der einen Seite findet sich das Unternehmen, welches die Finanzen liest und im Blick behält, auf der anderen Seite der Mensch, der Bücher liest und sein Wissen aufbaut.

Juristische Personen (= Unternehmen, Organisationen etc.) und natürliche Personen (= Menschen) haben mehr Gemeinsamkeiten als auf Anhieb ersichtlich. Selbstverständlich lässt sich nicht jede Erfahrung aus der Berufswelt im privaten Umfeld anwenden. Dennoch ist es nie verkehrt, eine Situation aus beiden Brillen zu betrachten. Nicht alles muss schwarz oder weiß sein. Dazwischen gibt es viele verschiedene Grautöne.

Stoizismus in der Moderne

Der ein oder andere mag sich die Frage stellen, was genau eine 2000 Jahre alte Philosophie mit der heutigen Welt zu tun hat. Die bisher beschriebenen Themenbereiche spiegeln schließlich eher die Moderne wider und nicht etwa das alte Athen, in dem der Stoizismus seinen Ursprung begründet. Dennoch überdauerten viele der stoischen Werte bis zum heutigen Tage. Es handelt sich dabei um zeitlose Grundsätze, die unabhängig von Raum und Zeit von jedem Menschen gelebt werden können. Weisheit. Mut. Gerechtigkeit. Mäßigung. Sie helfen beim Reflektieren unserer Denkweisen.

Weisheit

Wir müssen weise sein, um die Situation, in der wir uns befinden, verstehen und analysieren zu können. Weisheit geht dabei über Wissen und Erfahrung hinaus. Es ist die Fähigkeit, zu wissen, was zu tun ist und welche Auswirkungen jegliche Handlungen sowohl auf uns als auch die Umwelt ausüben. Ohne diese Einsicht ist es jemandem nicht möglich, sein Verhalten zu reflektieren. Zudem lässt uns Weisheit mit einem klaren Verstand agieren, sodass wir uns nicht festfahren und an gewohnten Strukturen festhalten, sondern offen für Veränderungen sind.

Werfe deine eingebildeten Ansichten über Bord, denn es ist für einen Menschen unmöglich, etwas zu lernen, von dem er meint, dass er es schon weiß.

Epiktet

Mut

Mutig müssen wir sein, um in unser Inneres zu schauen und negative Verhaltensweisen zu identifizieren. Das mag im ersten Moment einfacher klingen als es ist. Eventuell werden wir auf Erkenntnisse stoßen, die wir lieber nicht entdeckt hätten. Sofern wir eine Änderung anstreben, ist das Verlassen der Komfortzone ein notwendiges Übel. Wie anstrengend, stressig und unbequem das sein kann, wird wohl jeder wissen. Mit einem Blick auf Menschen, die ähnliche Dinge erreichten, können wir Kraft und Mut tanken. Wir werden nicht die ersten Menschen sein, die sich damit beschäftigen.

Wenn du feststellst, dass etwas für dich sehr schwierig zu schaffen ist, halte es nicht für unmöglich – denn alles, was einer anderen Person möglich und angemessen ist, kannst du ebenso gut erreichen.

Marcus Aurelius

Gerechtigkeit

Ohne Gerechtigkeit dächten wir lediglich an uns selbst. Warum denn auch an andere Menschen denken, wenn wir doch schon genug mit unserem eigenen Leben beschäftigt sind? Jedoch tun wir unserem eigenen Glücke etwas Gutes, wenn wir anderen Menschen gegenüber gerecht begegnen, sie zum Lachen bringen oder ihnen eine einfache Freude bereiten. Unsere Verhaltensweisen müssen sich in unseren Handlungen widerspiegeln.

Niemand kann ein glückliches Leben führen, wenn er nur an sich selbst denkt und alles auf seinen eigenen Vorteil auslegt: Du musst für andere Menschen leben, wenn du für dich selbst leben willst.

Seneca

Mäßigung

Indem wir unser Verlangen mäßigen, besinnen wir uns auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Muss es der teure Neuwagen sein oder reicht ein gebrauchter Alter? Sind die 70 Stunden in der Woche gerechtfertigt oder schade ich dadurch meinem Privatleben? Unabhängig von materiellen Gütern bezieht sich das selbstverständlich auch auf immaterielle Güter, wie etwa unsere Selbstbeherrschung bei nervenaufreibenden Situationen. Niemals sollten wir unseren Emotionen freien Lauf lassen, insbesondere nicht, wenn es sich dabei um Wut, Hass oder Zorn handelt. Diese Emotionen verschlimmern die Situation eher, als dass sie helfen.

Ist es nicht viel besser, dass man dafür bekannt ist, Gutes zu tun, als für seinen extravaganten Lebensstil? Ist es nicht viel wertvoller, in Menschen zu investieren, statt in irgendwelche leblosen Dinge?

Musonius Rufus

Denkweisen an den 4 Tugenden ausrichten

Unsere Denkweisen bestimmen, wer wir sind und wie wir handeln. Indem wir die Denkweisen an den vier Tugenden des Stoizismus ausrichten, finden wir den Weg zu einem weisen, aufregenden, gerechten und gemäßigten Leben. Wir sind offen für Veränderungen. Wir haben den Mut, diese Veränderungen wahr werden zu lassen. Wir handeln gerecht, sodass die Veränderungen niemandem schaden. Wir mäßigen unser Verlangen und fordern nicht zu viel von uns selbst ein. Wir reflektieren unsere Denkweisen. Wir werden zu einem besseren Menschen. Womit wirst du starten?