Ein Blog über Stoizismus, Bücher und Glück für Menschen, die Weiterentwicklung, langfristigen Erfolg und Zufriedenheit im Leben anstreben.
Erfolgreicher Umgang mit Stress
Erfolgreicher Umgang mit Stress

Erfolgreicher Umgang mit Stress

Der Bogenschütze muss wissen, was er treffen will; dann muss er zielen und die Waffe durch sein Können kontrollieren.

Seneca

Stoizismus handelt von der Beherrschung seiner eigenen Emotionen, nicht von der Vermeidung. Das ist schlichtweg unmöglich. Es hilft auch nichts, den Gefühlen davonzulaufen oder sie zu unterdrücken. Eine gewisse Zeit lang mag das vielleicht möglich sein, doch irgendwann fällt das Kartenhaus in sich zusammen und damit auch wir. Stress überkommt den Körper. Die Folgen möchte ich hier nicht näher beschreiben, lassen sich zumindest Burn-out und Depressionen ableiten. Daher ist es umso wichtiger, sich aktiv mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Wir müssen verstehen, dass Gedanken, und damit auch Gefühle, kommen und gehen. Nur weil uns ein negatives Gefühl durch den Kopf geistert, heißt das nicht, dass wir dieses annehmen müssen. Wir entscheiden, welches wir annehmen und welches nicht.

Stress 

Stress ist aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Moderne Begleiterscheinungen wie Burn-out und Depressionen sind damit ebenfalls im Kommen. Thematisiert werden diese Dinge in den Nachrichten oder im Bekanntenkreis. Der Arbeitgeber verlangt zu viel von seinen Mitarbeitern, in der Freizeit kommen die Gedanken nicht zur Ruhe, der Partner hat uns verlassen, die Deadline der Projektarbeit endet in wenigen Stunden und wir haben noch keine fertige Ausarbeitung.

Das sind Momente, in denen wir auf die Probe gestellt werden. Sie stressen uns, ob bewusst oder unbewusst sei einmal dahingestellt, und sorgen für Unruhe im ganzen Körper. Ein merkwürdiges Empfinden überkommt uns, als wären wir aus der Balance. Es ist ein natürliches Empfinden, das uns gerne erspart bleiben könnte. Dennoch ist es da. Wir müssen lernen, richtig mit dem Stress umzugehen. 

Año Viejo 

Wir sind, was wir denken. Gedanken formen das Leben. Die Entscheidungsfähigkeit unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen. Unabhängig von der Situation, in der wir uns befinden, können wir einen freien Geist haben. Viktor E. Frankl lebte als Gefangener mehrere Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern und erlitt Qualen, die kaum vorstellbar sind. Er brachte es auf den Punkt, als er sagte, dass man einem Menschen alles nehmen könne, nur nicht die letzte menschliche Fähigkeit, sich zu den gegebenen Verhältnissen so oder so einzustellen. Diese Fähigkeit haben wir alle in uns. Niemals dürfen wir das vergessen. Daher ist es möglich, alle quälenden Gedanken loszuwerden, wenn wir es nur wollen.  

Beim ecuadorianischen Neujahrsfest Año Viejo werden lebensgroße Figuren verbrannt, die repräsentativ für das vergangene Jahr stehen. Mit diesem Ritual befreien sich die Ecuadorianer von alten Lastern und starten befreiend in das neue Jahr. Wir müssen das nicht genauso machen, aber auch wir können auf einem Blatt Papier unsere Ängste, Sorgen und quälenden Gedanken aufschreiben und verbrennen. So befreien wir uns von diesen Dingen und schaffen uns Luft zum Durchatmen. Wir brechen aus unseren gewohnten Strukturen aus!

Zirkuselefanten werden in jungen Jahren mit Stahlketten fixiert, sodass sie nicht ausbrechen können. Bei jedem Versuch, dies zu tun, werden sie scheitern. Langfristig prägt sich das so in den Köpfen der Elefanten ein, dass selbst in späteren Jahren eine Fixierung mit Seilen dieses Wissen hervorruft, sich nicht befreien zu können. Sie sind ja fixiert und „können“ sich nicht befreien. Ähnlich ist das bei uns, wenn wir von überall zu hören bekommen: „Dies oder das ist nicht möglich. Du bist nicht clever genug. Das schaffst du nie!“ Tun wir uns etwas Gutes, machen es dem Neujahrsfest gleich und lösen uns von negativen Gedanken! 

Akzeptanz der eigenen Person 

Wir sind zu hart mit uns selbst. Das ist eine Tatsache. Mit einem Freund sprächen wir in den seltensten Fällen so hart wie mit uns selbst. Das täten wir ihm niemals an, würden wir es doch nicht über das Herz bringen. Warum aber setzen wir uns selbst so hart unter Druck? Immerhin beherrschen wir die notwendigen Fähigkeiten bereits: Freundlichkeit, Verständnis, Fürsorge und Mitgefühl. Wir müssen nur lernen, diese Fähigkeiten bei unserer Reflexion anzuwenden, indem wir andere Formulierungen nutzen.

„Ich bin so ein Verlierer“ wird zu „Ich bin stolz auf mich, dass ich es versucht habe“ und „Ich werde niemals dazu in der Lage sein“ zu „Ich weiß, dass ich die Fähigkeiten dazu habe“. Ganz leicht, oder nicht? Manchmal sehen wir nur den Wald vor lauter Bäumen nicht. Immerhin sind wir eine gute Person, die es verdient, mit Freundlichkeit, Verständnis, Fürsorge und Mitgefühl behandelt zu werden. Setzen wir den ersten Schritt in diese Richtung, indem wir uns selbst so behandeln.

Die Welt ist ständig in Bewegung, genau wie unsere Gedanken einem Grashüpfer gleichend von A nach B nach C hüpfen. Es ist keine Seltenheit, wenn wir uns am Tag zu viel vornehmen und nur noch reflexartig reagieren können. Der Tag ist mit Aufgaben vollgepackt und durchgetaktet, sodass wir uns keine freie Minute gönnen dürfen. Flexibilität ade. Hinzu kommt das Gefühl, immer und überall an die Erledigung dieser Aufgaben zu denken. Sie lassen uns keine Ruhe, ehe sie erledigt sind. Und wenn wir sie dann doch nicht erledigen, gehen wir mit einem schlechten Gewissen ins Bett.

Wie sieht die Lösung aus? Sich weniger vornehmen! Je weniger wir auf unserer Aufgabenliste stehen haben, desto wahrscheinlicher ist es, sie zu erledigen. Zudem müssen wir gezielter auswählen, mit welchen Aufgaben wir uns beschäftigen wollen, indem wir Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Manchmal ist weniger mehr. Damit ebnen wir den Weg zu einem sorgenfreieren Leben.  

Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden

Häufig stressen wir uns, weil die Frisur vom Wind zerzaust wurde, weil der Vordermann aus unerklärlichen Gründen eine Vollbremsung hinlegt oder weil die Gedanken wieder und wieder um noch zu erledigende Aufgaben kursieren. Aber haben diese Ereignisse eine so hohe Relevanz, dass sie uns stressen können? Was ist denn wirklich wichtig? Stoiker begründeten die wirklich wichtigen Aufgaben mit den vier Tugenden Weisheit, Mut, Gerechtigkeit und Mäßigung.

Wir können uns in einer ausweglosen Situation befinden, doch mit unserer WEISHEIT lässt sich eine Lösung finden. Die bevorstehenden Aufgaben können uns vor Angst lähmen, doch mithilfe von unserem MUT lässt sich ein Schritt nach dem anderen in die Richtung setzen. Es mag uns so vorkommen, als ginge es uns miserabel, doch durch die GERECHTIGKEIT sehen wir, wie gut wir es tatsächlich haben. Ein Freund oder Lebensgefährte kann uns hintergehen, doch die MÄẞIGUNG lässt uns selbstbeherrscht reagieren.

Weiterführend gibt es zwei Optionen, warum wir gestresst sind. Zum einen lässt sich der Auslöser identifizieren und wir wissen, warum wir Stress empfinden. Zum anderen sind wir uns der Tatsache nicht bewusst, welcher Auslöser verantwortlich dafür ist. Genau hier müssen wir anknüpfen: Wieso sollten wir Stress und Unwohlsein empfinden, wenn wir nicht einmal wissen, warum? Es ist wichtig, diesen Tatsachen auf den Grund zu gehen. Immerhin entsteht Stress nicht aus dem Nichts. Möglicherweise möchte uns unser Verstand nur einen Trick spielen. Wir erhalten ein größeres Bild, wenn wir einen Schritt zurücktreten und uns fragen: „Wo kommt der Stress her? Was ist der Ursprung?“

Ablenkungen

Stress mag ein ständiger Begleiter des Lebens sein. Dennoch ist es möglich, ihn einzudämpfen oder zu vergessen, indem wir uns mit anderen Dingen ablenken. Wir müssen abschalten und Körper und Geist eine Pause gönnen. Ein Hobby ist die ideale Möglichkeit: vollkommen egal ob Malen oder Zeichnen, Musizieren oder Wandern, Schreiben oder Lesen, Sport oder Nachdenken. Wir lösen uns vom Stress und finden Ruhe. Es gibt eine Vielzahl an Hobbys, da wird für jeden etwas dabei sein!

Güte in den Worten erzeugt Vertrauen. Güte beim Denken erzeugt Tiefe. Güte beim Verschenken erzeugt Liebe.

Laotse

Unabhängig von einem kreativen oder sportlichen Ausgleich ist die Fürsorge für andere Menschen eine wirklich gute Sache. Wenn wir anderen Menschen helfen und eine Freude bereiten, dann helfen wir uns selbst in genauso großem Maße. Wenn wir ein Lächeln schenken, dann erhalten wir in den meisten Fällen ebenfalls ein Lächeln. Dabei muss es sich nicht einmal um eine große Sache handeln. Selbst das Aufhalten einer Türe oder ein freundliches Hallo können eine ganze Menge bewirken. Es fühlt sich gut an. Jeder von uns wird es wahrscheinlich kennen, wenn wir ein Geschenk zum Geburtstag verschenken und uns mit dem Beschenkten mitfreuen, obwohl wir doch nichts erhalten haben. Wobei das nicht ganz zutreffend ist. Wir verschenken etwas und bekommen Freude als Belohnung.

Ein niemals endender Kreislauf

Alles im Leben wiederholt sich. Was wir heute erleben, wird in den nächsten hundert Jahren viele weitere Male erlebt werden und wurde in den letzten hundert Jahren auch schon erlebt. Daher können wir so viel aus der Vergangenheit lernen. Finanzkrisen, Flüchtlinge, Kriege, politische Miseren – alles nichts Neues!

Wenn du die Gegenwart gesehen hast, dann hast du alles gesehen. Wie es seit dem Anfang ist, so wird es für immer sein.

Marcus Aurelius

Wenn wir uns einem Problem gegenübersehen, dass den Stress hervorruft, dann müssen wir nur in der Vergangenheit nach einer Lösung suchen. Wir werden mit Sicherheit nicht die ersten Menschen sein, die das Problem „entdecken“. Es kommt auf den Standpunkt an, den wir einnehmen. Treten wir drei Schritte nach rechts, ermöglicht sich ein neuer Blickwinkel. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Alles wiederholt sich. Wer kann uns bei der Lösung des Problems helfen? Ein Buch vielleicht oder ein Bekannter? Wir sind nicht der einzige Mensch mit diesem Problem!

Sollte uns jemals eine Situation aus dem Konzept bringen, dürfen wir uns nicht vom Aufprall umwerfen lassen. Und wenn wir doch das Gleichgewicht verlieren, dann stehen wir wieder auf, schütteln den Dreck von der Kleidung und versuchen es ein zweites Mal und ein drittes Mal und wenn notwendig auch ein viertes Mal.

Trainieren…

Wenn wir uns vor einer Sache fürchten, dann müssen wir uns intensiv mit dieser Sache auseinandersetzen und uns die Situation vorstellen, die sich daraus ergeben wird. In den Gedanken erscheint es uns unmöglich, die Oberhand zu gewinnen. Doch woher wissen wir das? Viel zu oft malen wir das Bild mit schwarzen Farben aus, ohne wirklich zu wissen, was uns erwartet. Wir setzen uns unnötigem Stress aus, nur um im Nachgang festzustellen, dass diese eine Sache gar nicht so schlimm wie erwartet war.

Der Körper eines Soldaten ist für hohe Anstrengungen ausgelegt, die Beine eines Radfahrers sind entsprechend gestärkt, genauso wie jeder andere Sportler oder Künstler eben die Muskeln trainiert, die notwendig sind. Die Angst bezwingen wir, indem wir uns der Sache annehmen und wieder und wieder durchlaufen. Sie wird zur Gewohnheit. Ständige Wiederholung ist das Gegenmittel für Angst.

…und reflektieren

Der Stoizismus ist keine Philosophie, die jemand einmal lernen und verinnerlichen kann. Sie beruht auf ständiger Anwendung, regelmäßiger Praxis und fortschreitendem Lernen. Durch Reflexion ist es möglich, die Veränderung unserer Gedanken und Handlungen wahrzunehmen. Insbesondere um den Stress zu beobachten, können wir monatliche Checks durchführen, um festzustellen, wann er anfällt und warum. Nach und nach werden wir identifizieren, wie wir uns verändern und stressresistenter werden. Im Hinterkopf muss dennoch immer das Wissen vorhanden sein, dass es sich um einen lebenslangen Kampf handelt. Selbst wenn wir heute den Stress besiegen, heißt das nicht, dass es zu einem Selbstläufer wird.

Als Menschen haben wir nur gewisse Ressourcen zur Verfügung. Da dürfen wir unsere wertvolle Zeit nicht mit nichtigen Dingen verschwenden. Die Energie muss für die wichtigen Aufgaben im Leben eingesetzt werden! Kennst du das Gefühl von Stress? Wie gehst du damit um? Nutzt du die Ratschläge, die weiter oben beschrieben wurden?