Ein Blog über Stoizismus, Bücher und Glück für Menschen, die Weiterentwicklung, langfristigen Erfolg und Zufriedenheit im Leben anstreben.
Einführung in den Stoizismus
Einführung in den Stoizismus

Einführung in den Stoizismus

Leben und Denken wie die Stoiker im alten Griechenland. Eine Woche lang verschiedene Denkweisen aus dem Stoizismus einnehmen. Lernen, was stoisches Handeln bedeutet. In der Stoic Week 2018 machte ich eine besondere Erfahrung, die mich zu neuen Denkmustern und einer neuen Wahrnehmung der Welt führte. 

Diese stoische Woche vermittelte an sieben Tagen unterschiedliche Prinzipien. Bevor ich aber auf die einzelnen Tage im Detail eingehe, möchte ich an dieser Stelle etwas Wichtiges mitteilen: Es kommt nicht darauf an, was ein Mensch alles weiß. Es kommt nur darauf an, was ein Mensch tut und wie er handelt. Alles Wissen ist unnütz, wenn nicht auch danach gelebt wird. Warum sollten wir also etwas erlernen und es dann nicht anwenden? Das Handeln ist doch das Entscheidende. Die Philosophie der Stoa hat mir noch einmal vor Augen geführt, dass eine stetige und konsequente Reflexion seiner selbst enorm wichtig ist. Wir können Fehler machen, das ist nicht schlimm. Wir sollten aber daraus lernen und den gleichen Fehler in Zukunft vermeiden.  

Montag 

Glück: Die Stoiker schreiben davon, dass wir so handeln sollen, wie wir es für richtig halten und daher auch alles Falsche ablehnen. So können wir uns auf unsere eigenen Urteile beziehen und zu den getroffenen Entscheidungen stehen. Glück, ein gutes Lebensgefühl und eine positive Denkweise sind ganz allein von uns und unseren Gedanken abhängig. Die Bedeutung von Glück gilt als übergeordnetes Ziel des Lebens. Es ist eine Lebensart. Ein Weg, der uns selbst durch unsere Bemühungen determiniert. Ein Rahmen, der die wichtigsten Werte zusammenhält und ihnen eine Verbindung gibt. Da wir selbst für unsere Umstände verantwortlich sind, handeln wir und erreichen so unser Glück. 

Dienstag 

Tugenden: Wir sollen uns nur der Sachen annehmen, die in Einklang mit den vier Tugenden  

  1. Weisheit = hervorragende Argumentations- und Urteilsfähigkeit in Theorie und Praxis, 
  1. Mut bzw. Resilienz = Fähigkeit, richtig mit Gefahren umzugehen,  
  1. Gerechtigkeit inklusive Freundlichkeit und Großzügigkeit = Exzellenz in unseren Beziehungen zu anderen und  
  1. Mäßigung bzw. Selbstbeherrschung = Fähigkeit, richtig mit Emotionen und Wünschen umzugehen 

stehen. Wenn wir im Vergleich mit den vier Tugenden alles als wertlos empfinden, dann räumen wir diesen Sachen keinen Spielraum ein. Andernfalls geraten wir auf den falschen Weg, was zu inneren Konflikten führt.  

Tugenden sind gut und machen den Unterschied zwischen einem glücklichen und einem unglücklichen Leben aus, während „präferierte Gleichgültigkeiten“ wie Wohlstand, Ruhm oder Bekanntheit lediglich einen positiven Mehrwert aufweisen, nicht aber für ein glückliches Leben sorgen. Die Handlungen in Einklang mit den Tugenden geben Ordnung, Struktur und Vollständigkeit.    

Mittwoch 

Beziehungen: Menschen werden für Kooperationen geboren, genauso wie unsere Hände, Füße, Augenlider oder unsere untere und obere Zahnreihe. Die Natur des Guten ist richtig, während die Natur des Schlechten falsch ist. Konflikte mit anderen Menschen sind gegen die Natur und damit falsch.  

Der Stoizismus legt der ethischen Entwicklung zwei Hauptstränge zugrunde: 

  1. Lernen, wie praktische Entscheidungen in Einklang mit den vier Tugenden getroffen werden 
  1. Lernen, wie der richtige Umgang mit anderen Menschen stattfindet 

Diese beiden Hauptstränge helfen dabei, um uns selbst vor Feindseligkeit zu bewahren. Weiterführend können wir nicht vollständig beeinflussen, wie sich andere Menschen uns gegenüber verhalten. Dafür können wir aber beeinflussen, wie wir reagieren und mit Toleranz, Großzügigkeit und Fürsorge den anderen gegenüber antworten.  

Stoiker muntern sich selbst auf, indem sie an die guten Eigenschaften nahestehender Menschen denken. Nichts wirkt sich besser auf die eigene Stimmung aus als die Besinnung an die guten Qualitäten eines nahestehenden Menschen und die Fokussierung auf das Gute. 

Donnerstag 

Gemeinschaft: Es liegt in der Natur, dass Eltern bei der Geburt ihres Kindes automatisch eine Zuneigung für ihr Kind entwickeln. Diese Zuneigung ist die Quelle, die das Ziel einer Gemeinschaft verfolgt. Es ist natürlich, dass wir vor Schmerzen zurückschrecken. Ebenso natürlich ist es, dass wir aus der Natur selbst das Motiv ableiten, um Liebe für unsere Kinder zu empfinden.  

Gemäß der Stoa ist die Fürsorge für andere ein Instinkt der Menschen, aus dessen auch der Wunsch nach tiefen und langanhaltenden Beziehungen erwächst. Darunter fallen beispielsweise enge Freundschaften, Familien, lokale Gemeinschaften oder politische Verbände. Weiterhin sieht die Stoa keine Probleme bei einem Menschen, der stark patriotisch veranlagt ist und zur gleichen Zeit herzensgute Gesten gegenüber Asylsuchenden oder Flüchtlingen entgegenbringt.  

Freitag 

EmotionenOftmals haben wir Angst vor einer bevorstehenden Aufgabe. Oftmals überschätzen wir das Negative und sehen nichts Gutes. Oftmals sind wir wütend auf die anderen, weil sie schon wieder einen Fehler gemacht haben. Die Stoiker aber gehen davon aus, dass nicht die bevorstehende Aufgabe, das Negative oder der Fehler des anderen an sich für Angst, Depression oder Wut sorgen, sondern immer nur die Urteile, die über die Dinge geformt und gefällt werden.  

Es ist also nicht die bevorstehende Aufgabe, nehmen wir als Beispiel eine Präsentation vor einem fremden Publikum, die uns mit Angst erfüllt. Erst unsere Gedanken, was alles schief gehen kann, sorgen für das aufbauende Gefühl von Angst. Wir fragen uns, ob der Text sitzt, ob die Kleidung angemessen ist, ob wir durch Zwischenfragen aus der Ruhe gebracht werden und und und. Indem wir also die Gedanken in eine positive Richtung lenken und uns mental eine erfolgreiche anstelle einer missglückten Präsentation vorstellen, können wir dieser Aufgabe gelassener entgegensehen.  

Weiterhin dürfen wir niemals jemand anderem außer uns selbst die Schuld geben. Die Stoiker unterscheiden hier zwischen drei Formen der Schuldzuweisung: 

  1. Ungebildete Menschen suchen die Schuld bei anderen Menschen 
  1. Gebildete Menschen suchen die Schuld bei sich selbst 
  1. Weise Menschen suchen die Schuld weder bei sich selbst noch bei anderen Menschen 

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass Reichtum oder Anerkennung entscheidend für unser Glück seien, sehen die Stoiker die vier Tugenden als entscheidendes Kriterium. Wir sollten demnach mit Weisheit, Mut, Gerechtigkeit und Selbstbeherrschung handeln. Wir sollten täglich unser Verhalten reflektieren und überlegen, wie wir uns verbessern können. Unser Glück hängt nicht davon ab, was andere Menschen von uns denken! Es kommt nur darauf an, wie wir uns selbst wahrnehmen! 

Samstag 

Resilienz: Der Fels in der Brandung sein. Die Wellen an sich brechen lassen und trotzdem standhaft bleiben. Das Wasser einfach um sich herumtreiben lassen. Dieses Beispiel beschreibt gut, was mit Resilienz gemeint ist. Wir sollten alles an uns abprallen lassen, auch wenn es noch so schmerzhaft ist. Nur so können wir einen kühlen Kopf bewahren, gelassen agieren und ruhig bleiben.  

Als Übung nutzen die Stoiker die Macht ihrer Vorstellungskraft. Wir können uns imaginär eine Situation vorstellen, in der wir uns unwohl fühlen und durchlaufen. Durch mehrmaliges Wiederholen dieser Situation in unseren Gedanken finden wir zu immer mehr Mut und Selbstvertrauen. Angenommen wir nehmen die Präsentation aus eben genanntem Beispiel. Durch das Erleben in unseren Gedanken können wir unsere Präsentation üben, üben und üben. Diese Wiederholung sorgt dafür, dass wir in der echten Präsentation tatsächlich auf alle Widrigkeiten vorbereitet sind und gelassener an die Sache heran gehen können. 

Sonntag 

Natur: All unsere Sorgen, Probleme und Ängste sind nur ein kleiner Windhauch im gesamten Kosmos. Auch wenn das viele Menschen nicht wahrhaben wollen, so sind wir doch weniger wichtig als wir es manchmal denken. Dessen sollten wir uns bewusstwerden. Ebenso wie der Tatsache, dass wir als Teil der Natur für den Erhalt der Erde verantwortlich sind. So wie jeder Mensch einen inneren Antrieb hat, seine eigene Existenz zu erhalten und Sorge für andere Menschen zu übernehmen, so sollten wir auch die Verantwortung für die Erde übernehmen. 

Die Stoiker halten sich vor Augen, dass wir sterblich sind. Nur in Anbetracht des Todes ergibt unser Handeln einen Sinn. Wie sonst sollten wir Freude und Glück empfinden? Erst indem wir uns mit dem Tod auseinandersetzen, erkennen wir, was uns wirklich wichtig ist. Zudem sollten wir uns immer fragen, welche Auswirkungen mein Handeln auf die Natur hat. Tue ich Gutes oder Schlechtes? 

Erkenntnisse 

Ich sollte hier allerdings noch erwähnen, dass diese kurze Zusammenfassung nicht alle Aspekte im Detail beleuchtet und auch praktische Beispiele außen vor lässt. Mir ist es wichtig, einen praktischen und sinnvollen Überblick über die Lehren der Stoa und den Stoizismus zu geben! 

Mittlerweile ist die Stoic Week bereits über ein Jahr her, in dem ich die Texte mehrfach durchlas und versuchte, nach den Prinzipien zu leben. Auch wenn ich die Texte jetzt mehrfach gelesen habe, so finden sich doch immer neue Aspekte, Punkte oder Denkweisen zu den einzelnen Themen. Zu facettenreich sind die Gedanken des Stoizismus.